Gestern war vor dem Verkehrsausschuss im Beirat Obernueland noch der Depu-Dienstag. Die Gesundheitsdeputation stand an. Wie so oft in dieser Zeit war Corona das beherrschende Thema.
Impfstoff von AstraZeneca
Häufig ist derzeit über den Impfstoff von AstraZeneca in den Medien zu lesen. Von geringerer Wirksamkeit bis zu Impfnebenwirkungen ist viel zu lesen. Die Berichte führen sogar dazu, dass Bürgerinnen und Bürger lieber auf eine sofortige Impfung verzichten, statt den Impfstoff von AstraZeneca sofort in Anspruch zu nehmen. In Berlin ist der Impfstoff ein Ladenhüter. Von den gelieferten 30.000 Dosen wurden grade mal 990 verimpft.
Größter Kritikpunkt in der Diskussion ist die Wirksamkeit. Diese liegt bei AstraZeneca bei 60%, andere Impfstoffe haben eine Wirksamkeit von 90%+. Doch so einfach lassen sich die Zahlen eben nicht vergleichen. Dabei ist ein Problem der Begriff “Wirksamkeit”. Viele denken, dass bei einer Wirksamkeit von 60% trotz Impfung 4 von 10 Personen erkranken. Doch was bedeutet Wirksamkeit?
Wirksamkeit bei Impfungen
Das Problem des Begriffs ist bekannt. Beispielsweise bei der Grippeimpfung. Wenn diese eine Wirksamkeit von 50% hat, heißt das eben nicht, dass dieser Impfstoff bei der Hälfte der Geimpften nicht wirkt. Dabei bedeutet die Wirksamkeit folgendes: Unter den Geimpften gibt es nur halb so viele Fälle wie unter Nicht-Geimpften. Die Zahl entsteht in einem Vergleich zwischen geimpften Personen und nicht geimpften Personen. Es ist ein Vergleich des Risikos zwischen diesen beiden Gruppen. Risikoforscher schlagen vor, einen anderen Begriff zu nutzen: relative Risikoreduktion zum Beispiel.
Kein Impfstoff zweiter Klasse
Die Wirksamkeit bei AstraZeneca ergibt sich aus den Unterlagen, die bei der Zulassungsbehörde EMA eingereicht wurden. Neuere Studien der Universität Oxford weisen darauf hin, dass bei AstraZenecas Impfstoff die Wirksamkeit deutlich höher liegt als 60%, wenn die erste und zweite Impfung mindestens 12 Wochen auseinander liegen.
Für alle bisher zugelassene Impfstoffe gilt, dass keine vollständig geimpfte Person mit Covid-19 ins Krankenhaus musste und keine geimpfte Person an Corona verstarb. AstraZenecas Impfstoff ist also kein Impfstoff zweiter Klasse. Daraus legt auch Christian Drosten wert.
AstraZenca in Bremen
Bremen hat bereits Impfstoffdosen von AstraZeneca erhalten. Zugelassen ist der Impfstoff für Personen zwischen 18 und 64 Jahren. Genau für diese Gruppe wird der Impfstoff in Bremen vorrangig eingesetzt werden. An der grundsätzlichen Impfreihenfolge wird sich nichts ändern.
Es ist eine Aufklärungs- und Informationskampage auf Bundes- und Landesebene geplant, um über den AstraZeneca Impfstoff zu informieren. Es kommt wohl vor allem bei jüngeren Menschen zu einer starken Immunantwort. Dies ist auch bei der Zweitimpfung mit dem Moderna Impfstoff zu beobachten, wo es zu grippeähnlichen Reaktionen kommt. Daher ist es wichtig, über diese Impfreaktionen zu informieren. Im Grunde ist die starke Immunanwort ein gutes Zeichen dafür, dass der Impfstoff wirkt und das Immunsystem arbeitet. Laut Gesundheitsressort sind die Ausfälle meist 1 – 2 Tage, aber nicht länger.
Ein Vorteil von AstraZeneca ist, dass er wohl zur sterilen Immunität führt. Das bedeutet, dass Geimpfte wahrscheinlich niemanden mehr anstecken können.
Corona und Impfungen in Bremen
In der Deputationssitzung gab das Ressort uns noch einen Überblick über die derzeitige Situation. Seit einiger Zeit bewegt sich die Inzidenz konstant um 50 – 60. Hot Spots gibt es vor allem in Bremerhaven bei Frosta und Deutsche See. Im Land Bremen gibt es Infektionen in ungefähr 30 Kitas und Schulen, wobei nicht von einem Ausbruchsgeschehen gesprochen werden kann. In Pflegeeinrichtungen gibt es Ausbrüche, aber hier läuft die Impfkampagne. Bisher konnte in 113 von 114 Einrichtungen die Erstimpfung durchgeführt werden. Eine Einrichtung ist unter Quarantäne. Das Ressort hat die Hoffnung, dass die Zahlen in Pflegeeinrichtungen bald besser werden. In Kliniken ist die Lage angespannt. Es gibt hin und wieder Ausbrüche (bspw. DIAKO und RKK). Mit den Impfungen wurde begonnen.
Impfkampagne in Bremen
Es liegen Liefertermine für Impfstoffe bis April vor. Bei AstraZeneca und Moderna kommt es immer wieder zu Anpassungen und Änderungen der Termine. Termine für Moderna Impfstoffe sind stabil.
Das Ressort ist im ständigen Kontakt mit der Kassenärztlichen Vereinigung, um die niedergelassenen Ärzte in die Impfkampagne einzubeziehen. Dies wird geschehen, sobald die hochpriorisierten Gruppen (Gruppe 1, 2 und 3) geimpft wurden und leichter handhabbarer Impfstoff geliefert wird. Nach derzeitigem Stand wird das im dritten Quartal der Fall sein.
Bei der Frage, wie Vorerkrankte ermittelt werden sollen, gibt es noch einen Dissenz zwischen Bundesländern und dem Bund. Die derzeitige Impfverordnung sieht vor, dass Vorerkrankte über die Ärzte ermittelt werden. Bremen möchte darauf hinwirken, dass die Ermittlung auch über Krankenkassen geschehen kann. Das finde ich gut, da bei den Krankenkassen die Informationen bereits gesammelt vorliegen.
Ein weiterer offener Punkt ist die priorisierte Impfung von KiTa-Mitarbeitern. Unter den Bundesländern ist umstritten, ob diese Berufsgruppe höher priorisiert werden sollte. Bremen wäre dafür, laut Senatorin Bernhard.
Impfkommission Bremen
Bremen hat eine Impfkommission eingerichtet. An diese kann sich jeder Bürger wenden und eine höhere Priorisierung in der Impfreihenfolge beantragen. Nach der Einrichtung der Kommission wurden bereits 1000 Anträge gestellt. Das Gesundheitsressorts teilte mit, dass 80 – 85% der Anträge als Gruppenanträge für Berufsgruppen oder Menschen, die ohnehin bereits priorisiert sind, gestellt wurden.
Die Kommission tagt jeweils Freitags und arbeitet bei jeder Sitzung circa 15 Anträge ab. Die Kommission gibt eine Empfehlung zur Höherpriorisierung und die Landesbehörde erstellt einen Bescheid. Gegen diesen kann Widerspruch eingelegt oder geklagt werden.
Fraglich bleibt, ob mit 15 Anträgen pro Woche die Kommission überhaupt schnell genug arbeitet, um die Anträge zeitnah abzuarbeiten. Bislang ist die Kommission bis Ende März eingesetzt.