Der geplante Wohnpark Oberneuland zählt zu den größten städtebaulichen Vorhaben der letzten Jahre in Bremen. Auf rund 15 Hektar Fläche soll in direkter Nachbarschaft zum bestehenden Büro- und Wohnpark ein neues Quartier mit etwa 500 bis 700 Wohneinheiten entstehen. Um die Öffentlichkeit frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen, lud die Stadt am 15. März 2025 zu einem Bürgerworkshop im Lür-Kropp-Hof ein. Rund 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich aktiv mit Ideen, Kritik und Vorschlägen.
Verkehr und Erschließung
Ein zentrales Thema war die Verkehrsanbindung des neuen Quartiers. Die Teilnehmenden sprachen sich deutlich gegen eine KFZ-Erschließung über bestehende Wohnstraßen aus. Stattdessen wurde eine Anbindung über die Hermann-Hollerith-Straße favorisiert – ergänzt durch eine zweite und mögliche dritte Zufahrt über die Franz-Schütte-Allee.
Die heutige rechtwinklige und geradlinige Straßenstruktur im Büropark wurde als ungeeignet empfunden, da sie als monoton gilt und zur Raserei verleitet. Auch die bestehende Ampelschaltung an der Franz-Schütte-Allee wurde kritisch gesehen, da es dort bereits jetzt zu Rückstaus kommt. Die Erreichbarkeit für Feuerwehr und Rettungsdienste muss bei der weiteren Planung mitgedacht werden.
Öffentlicher Nahverkehr

Große Unzufriedenheit herrschte beim Thema ÖPNV. Die aktuelle Anbindung über die Linie 31 wurde als unattraktiv bezeichnet. Als Lösung schlugen die Teilnehmenden unter anderem einen Schnellbus vor, der den Bahnhof Oberneuland mit dem neuen Quartier und der Innenstadt verbindet.
Neue Haltestellen an der Franz-Schütte-Allee oder am Mobilitätshaus könnten diese Verbindung ergänzen. Auch der Wunsch nach besseren Radverbindungen zur Straßenbahnlinie 4 wurde geäußert. Der geplante neue Bahn-Haltepunkt „Achterdiek“ ist aktuell keine Option, da die Fertigstellung noch in weiter Ferne liegt.
Nutzungen und soziale Infrastruktur
Was die Nutzungen betrifft, wünschten sich die Teilnehmenden ein lebendiges, gemischt genutztes Quartier mit sozialer Infrastruktur. Die bestehende Quartiersgröße rund um die Johann-Neudörffer-Straße wurde als positives Vorbild genannt.
Eine Grundschule und eine Kita sind aus Sicht vieler sowohl im neuen Wohnpark als auch im angrenzenden Büropark denkbar und sinnvoll. Ebenso wurde eine hausärztliche Versorgung als dringend notwendig bezeichnet. Gastronomische Angebote – insbesondere am Wasser – stießen auf großes Interesse.
Der bestehende Netto im Büropark und Edeka am Bahnhof wurde als ausreichend für die Nahversorgung eingeschätzt, wobei noch unklar ist wie groß das Wohngebiet wirklich wird. Gleichzeitig wurde betont, dass geförderter Wohnraum gleichmäßig über den Stadtteil verteilt werden sollte, um soziale Ausgrenzung zu vermeiden.
Städtebauliche Gestaltung

In der baulichen Gestaltung wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger ein Quartier mit Charakter – keine Aneinanderreihung identischer Gebäudezeilen. Die oft kritisierte Orthogonalität im bestehenden Büropark sollte im neuen Wohnpark durch abwechslungsreiche, kleinteilige Bebauung durchbrochen werden.
Unterschiedliche Gebäudetypen, offene Strukturen und eine lebendige Mischung sollen das neue Viertel prägen. Höhere Gebäude sind möglich, sofern sie gezielt eingesetzt werden – etwa als Lärmschutz zur Franz-Schütte-Allee und angrenzend zum Büropark. Auch besondere Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen wurden vorgeschlagen.
Freiräume und Natur
Dem Umgang mit Grün- und Freiflächen wurde große Bedeutung beigemessen. Die zentrale Idee: Eine große Wasserfläche soll nicht nur das Quartier gliedern, sondern auch Aufenthaltsqualität schaffen. Zusätzliche Fleete können sowohl städtebauliche als auch ökologische Funktionen übernehmen.
Gleichzeitig wurde betont, dass der benachbarte Achterdiekpark nicht überstrapaziert werden darf. Vielmehr sollte er entlastet und gezielt aufgewertet werden. Gewünscht wurden auch Aktivitätsflächen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, etwa für Ballsportarten oder Tischtennis.
Beim Thema Entwässerung wurde ein ganzheitlicher Ansatz gefordert: Technische Maßnahmen wie Gründächer, versickerungsfähige Beläge oder Regenwassernutzung sollten integraler Bestandteil des Konzepts sein. Auch die Tierwelt wurde thematisiert – Eisvögel, Rehe und Spechte sind im Gebiet heimisch und verdienen besonderen Schutz.
Fuß- und Radwege
Die Diskussion um das Fuß- und Radwegenetz knüpfte an die Verkehrsthemen an. Besonders wichtig war den Teilnehmenden, dass es keine KFZ-Durchfahrt durch die bestehenden Wohnstraßen gibt.
Bestehende Wegeverbindungen – etwa zum Achterdieksee – sollen gestärkt, sichere Querungen geschaffen und insbesondere die Franz-Schütte-Allee besser passierbar gemacht werden. Auch die Verbindung zum Lür-Kropp-Hof wurde angesprochen: Der Feldweg dorthin sollte aufgewertet werden, um den Hof besser ins neue Quartier einzubinden.
Stellplätze und Mobilität
Abschließend wurde das Thema Parken diskutiert. Die Nutzung der vorhandenen Flächen im Büropark durch LKW und Wohnmobile wurde kritisch bewertet. Gleichzeitig herrschte Konsens, dass das Auto in absehbarer Zeit für viele Anwohnende unverzichtbar bleibt – solange der ÖPNV nicht deutlich verbessert wird.
Die Idee eines Mobilitätshauses wurde als wenig überzeugend eingeschätzt, da es bislang keinen passenden Anschluss an den Nahverkehr gibt. Stattdessen wurden Quartiersgaragen und zentrale Stellplatzlösungen vorgeschlagen, um autoarme Bereiche innerhalb des neuen Wohnparks zu ermöglichen, ohne die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner zu ignorieren.
Was kommt als nächstes?
Ende April werden die Ergebnisse offiziell im Beirat vorgestellt. Dann werden wir sehen, was in die Planung soweit eingeflossen ist, was noch kommt und was nicht berücksichtigt wurde.
Ich bin an eurer Meinung interessiert: Was denkt ihr über dieses Projekt?
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