Der Beirat Oberneuland hat mit Ausnahme der Stimmen der SPD eine gemeinsame Stellungnahme auf den Weg gebracht, die die Baubehörde von einer angemessenen Bebauung des Mühlenfeldes überzeugen soll.
Einmal in 30 Jahren wird es stark regnen, für etwa 5 Minuten. Geht man von dieser Theorie aus, die das von SKUMS in Auftrag gegebene Gutachten voraussetzt, könnte das Wasser an den geplanten 200 Wohneinheiten auf dem Mühlenfeld in Oberneuland versickern. Allerdings nur, wenn die Versickerungen auch dauerhaft funktionstüchtig bleiben.
In einer am Dienstag beschlossenen Stellungnahme fragt der Beirat Oberneuland , wie die Funktionstüchtigkeit überprüft werden soll und warum – angesichts des Klimawandels – die Dauer des Starkregenereignisses in diesem geringen Umfang zugrunde gelegt wird. Und viele weitere Fragen sind offen: Warum geht die Behörde davon aus, dass keine Absenkung des Grundwasserspiegels zum Bau von Tiefgaragen notwendig sein wird? Beim niedrigen Grundwasserspiegel in Oberneuland erscheint das unmöglich und ein Absterben der jahrzehntealten Bäume entlang der Rockwinkeler Landstraße vorprogrammiert.
Zudem enthalten die Gutachten teilweise eklatante Fehler, deren Berichtigung der Beirat fordert.
So hat eine angeblich vorhandene Linksabbiegespur auf der Rockwinkeler Landstraße in Richtung Franz-Schütte-Allee eine Länge von 50 Metern, der maximale Rückstau 62 Meter soll betragen. Fakt ist aber: Die Spur existiert nicht. Zudem stellt der Beirat das Verkehrsgutachten insgesamt in Frage, da eine Verkehrszählung an nur einem sonnigen Tag im Oktober – also mitten in der Pandemie – erstellt wurde. Das gemessene Verkehrsaufkommen ist somit nicht repräsentativ. Anwohner gegenüber des Plangebietes kommen schon heute zu Stoßzeiten kaum aus ihren Ausfahrten.
„Stadtplanung hat neben der sozialen Verantwortung, Wohnraum zu schaffen, ebenso die Aufgabe, die infrastrukturellen Auswirkungen vernünftig zu planen und den Charakter eines Stadtteils zu bewahren“, betont Beiratssprecherin Tamina Kreyenhop. „Beim Bau der Grundschule haben wir viele Bauvarianten ausschließen müssen, um die Sichtachse zur Kirche zu bewahren. Warum die Sichtachsen zur Mühle und dem Grand Central, auch ein Denkmal Oberneulands, durch eine sieben Meter hohe Schallschutzwand verbaut werden dürfen, ist uns ein Rätsel.“ Zudem seien in Oberneuland die Bauhöhen normalerweise auf 11 Meter gedeckelt, auf dem Mühlenfeld dagegen sollen 14 und 17 Meter hohe Gebäude sowohl an der Straße als auch der Bahnlinie entstehen.
„Mit Ausnahme der SPD bedanken wir uns bei allen Beiratsmitgliedern für die großartige inhaltliche Zusammenarbeit und bei allen Bürgerinnen und Bürgern, der Initiative ProMühlenfeld und dem Bürgerverein Oberneuland, die die Stellungnahme mit vielen inhaltlichen Anregungen und Vorschlägen unterstützt haben“, sagt der Fraktionssprecher Frank Müller-Wagner. „Wir bitten die Bevölkerung, die Zeit für Einwendungen zum Bebauungsplan bis zum 28. Februar zu nutzen. Jede Einwendung hilft, den Entscheidenden zu zeigen, dass Oberneuland eine angemessene Bebauung des Mühlenfelds erwartet. Unsere Grünflächen derart zu versiegeln, um sie zu vergolden, kann nicht richtig sein.“